Le Petit Boucle – Mein Date mit der Tour de France (2/5)

Stage 1: München – Servoz, 590km (mit dem Auto)

Am Besten Du liest die Geschichte der Reihe nach – falls Du zufällig hier gelandet bist, dann starte am Besten mit dem Prolog. Hier geht es weiter mit der 1. Etappe

Die Moderatoren meines Lieblings-Podcasts (THE CYCLING PODCAST) betonen gerne: Die Tour de France ist mehr als nur ein Radrennen, “it’s a journey” – die Geschichte der Tour erzählt sich Etappe für Etappe und gestaltet ihr eigenes Narrativ. Irgendwie ist die Tour auch eine Abenteuer-Reise – in diesem Jahr reist das gesamte Fahrerfeld vom Startort Bilbao im Baskenland über die Pyrenäen, das Zentralmassiv und über die Alpen und Vogesen nach Paris. Die Tour ist quasi schonmal losgefahren und kommt mir entgegen. Zu unserem geheimen Treffpunkt am Fuße des Mont Blanc. Ich wohne dort in einem kleinen Tiny Home / einer kleinen Hütte in Servoz, die Tour findet an 5 Tagen rund um diesen Ort statt, also ein perfektes Setting!

Nach ein paar Stunden Fahrt komme ich an den Genfer See. Und hinter Martigny beginnt es – es geht über den Col de la Forclaz, in Tour-de-France Fachchinesisch wäre das ein Anstieg der Hors Categorie (also die höchste Kategorie), also superlang, superschwer. Zum Glück ist mein Rennrad im Kofferraum und nicht unter meinem Hintern. Unterwegs überhole ich ein paar Rennradler*innen – angesichts der ausdruckslosen, leidenden Gesichter überkommt mich doch ein mulmiges Gefühl. Was, wenn ich mich mit dieser Reise total überschätze? Bin ja bisher nur mal bisschen den Hohen Peißenberg hochgefahren und vielleicht ein paar Mal den Anstieg nach Andechs über Widdersberg. Werde ich den Bergen gewachsen sein? Oder werde ich – wie in Kroatien neulich –  umdrehen, weil es mir zuviel wird. Was, wenn ich mir den Traum kaputt mache, statt ihn mir zu erfüllen?

Aber dann – jenseits der Passhöhe – taucht vor mir der Gletscher des Mont Blanc auf und wischt alle Zweifel weg – das ist einfach zu schön hier, ganz egal, was passiert. Ich bin hier richtig.

Nach dem Auspacken ist vor dem nächsten Abenteuer. Der Profi weiß, gute Vorbereitung ist alles: Denn wenn ich mir schonmal einen Wunschtraum erfülle und in Frankreich zur Zeit der Tour de France Rennrad fahre, rasiere ich mir davor auch die Beine.

Weil ich vom letzten mal, als ich das probiert habe (2020, im Corona Sommer) noch schlechte Erinnerungen quälen (habe seither brutalen Respekt für alle Frauen, Männer und für alle dazwischen und außerhalb habe, die ihre Beine rasieren) gehe ich es eine Stufe einfacher an – und stutze die Beinhaare kurzerhand (Wortspiel) mit dem Langhaarschneider. So taucht unter meinem üblichen schwarzen Gestrüpp zumindest ein muskulöses, allerdings noch ziemlich bleiches Bein auf. Was solls, das Bein muss jetzt mal an die frische Luft – dafür sorge ich morgen

Fürs Protokoll hier mein Abendessen: Fussili mit Erbsen-Sahnesoße, zubereitet von Emeli zuhause in Gilching, dann über die Grenze geschmuggelt und auf der Terrasse mit Blick auf die Berge genossen.

und am nächsten Morgen …

gehts auf Etappe 2 von meiner Hütte aus einmal quer durchs Tal und zurück und dann den Montée de Plaine Joux hinauf.

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