Le Petit Boucle – Mein Date mit der Tour de France (4/5)

Stage 3: Magnier – Col de la Ramaz – Magnier – 40km, 795 Höhenmeter, 2h16m (+3 Stunden warten)

Am Besten Du liest die Geschichte der Reihe nach – falls Du zufällig hier gelandet bist, dann starte am Besten mit dem Prolog. Hier geht es weiter mit der 3. Etappe

It’s race day today – die Etappe 14 der Tour de France 2023 führt in der Nähe vorbei. Wobei, “Nähe” bedeutet in diesem Fall 45 Minuten mit dem Auto. Eigentlich wollte ich erst am Sonntag eine richtige Etappe anschauen (mit Bergankunft), aber die Etappe vom Samstag eignet sich eigentlich ganz gut zum Austesten. Also suche ich mir eine Route aus, bei der ich das Auto bissl entfernt stehen lassen kann und dann auf die Strecke radle und dann den Berg hoch, so weit ich komme

Bei Radrennen sind die Straßen ja für Autos schon früh am Morgen gesperrt, d.h. als Radler hat man die ganz für sich. Oder zumindest für sich und all die anderen Radler, die auch zur Etappe wollen.

Ich schraube mich langsam aber stetig den Berg hoch. Das Tolle ist, dass am Straßenrand schon ganz viele Zuschauer stehen und sich langweilen, die jubeln mir dann zu und feuern mich an. Das ist ein so gutes Gefühl, kann ich das bitte immer haben? Jemand, der am Andechser Berg steht und mich anfeuert?

Zwischendurch zieht ein Gewitter auf und ich stelle mich mit vielen anderen Fans unter ein Schuppendach. Eigentlich wollte ich an dieser Stelle bleiben und aufs Rennen warten. Aber das dauert mir doch alles zu lang, also radel ich noch weiter. Und finde einen idealen Spot, an dem ich es mir bequem mache. Leider hab ich nicht bedacht, dass der Platz deswegen noch frei war, weil er in der prallen Sonne ist. Als ich ihn angesteuert hab, wars ja bewölkt. Aber jetzt sitze ich in der 13 Uhr Sonne und schwitze. Und warte. Und warte. Und warte. Und nix passiert. Und ich schmilze

Endlich Abwechslung: Um 14 Uhr fährt die Werbekarawane durch. Alle jubeln allen Autos zu – ich versuche das auch, aber ich fürchte, das sieht etwas halbherzig aus und eher so, wie wenn Niki Lodz ihren NPC Jubel macht. Meine Ausbeute: 2 Tütchen Haribo, 2 Tütchen PizzaCracker (größtenteils Brösel), ein Krys Buckethat (zu klein), ein Ag2C T-Shirt (passt) und ich schnappe mir eine Orangina Dose in der fliegenden Übergabe aus dem Wagen. Das rettet mich über die nächste halbe Stunde. Danach: Wieder warten. Und schwitzen

Mein Vater schreibt ne Text Message, dass die Fahrer ja schon an meinem Berg vorbei sind, dass der übrigens Jumaz heißt und nicht Ramaz und das alles ziemlich unspektakulär war. Klasse – ich sitze hier und schwitze und mein Vater will mir von seinem Sofa aus weismachen, dass ich am falschen Berg sitze und sich das alles vermutlich eh nicht lohnt… 😀

Jetzt kommt endlich das Feld – ein Ausreißer ist noch vorneweg, aber der Jumbo Visma Zug rollt. Für mich ist das irgendwie recht unspezifisch und unemotional, als alle an mir vorbeiradeln. Gut, es ist schon toll, alle aus der Nähe zu sehen. Ich klatsche für jeden und rufe den deutschen Fahrern ein paar aufmunternde Worte zu, aber vermutlich ist das ziemlich irrelevant…

Ehrlich: mag heim. Ich bin müde, Sonnenverbrannt, verschwitzt, underwhelmed, hungrig. Und meine letzten 200ml Wasser haben mittlerweile die richtige Temperatur für die Tea Time, die es mittlerweile geschlagen hat.

Die Straße ist allerdings noch ne ganze Weile offiziell gesperrt. Was bedeutet, dass man eigentlich die Fahrräder runter schieben muss (Feet on the floor). Das gilt aber offenbar nur, solange ein Polizist einen sieht. Also, alle runter vom Radl, 100m um die nächste Ecke schieben, alle wieder drauf aufs Radl, den nächsten 2 Polizisten freundlich zuwinken, bis der 3te Polizist dann offenbar auf eine Karriere aus ist und die Sache super ernst nimmt. Alle wieder runter vom Radl und 100m schieben… So geht das die gesamten 5 km bis zum Dorf, auf der großen Straße is dann alles okay und ich rolle mit vielen vielen anderen bergab Richtung Heimfahrt

Fazit: Wie war das jetzt? Live bei einer Tour de France Bergetappe? Ehrlich gesagt war das Schönste (natürlich) die Vorfreude, achja, und der Anstieg mit den Allez Allez Rufen der Fans, das war klasse! Aber ab dem Moment, als ich meinen Platz hatte, war es irgendwie… fad. Will ich morgen nochmal auf den Berg? Nein, wegen Logistik. Und wegen all dem Sonnenbrand, den ich heute eingesammelt hab. Stichwort Prävention. 

Den Rest der Etappe hab ich mir dann mit einem großen Teller Spaghetti auf der Couch meines Tiny Home angeschaut. Und man sieht mich kurz. Sehr kurz. Und auch nur von der Helikopter Kamera. Also eigentlich gar nicht, aber ich weiß: ICH WAR DABEI

Mal sehen, was ich morgen mache

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